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Die "Schwarzfabrik" 1860-1905

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Stadtgeschichte Industrie/Handel Schriftgut - wissenschaftliche Aufsätze, Druckfahnen aus Nachlässen [2023/0902]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202305/04154443367.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Die "Schwarzfabrik" 1860-1905
von Heinz Reichardt

1859 erhielten Georg Zumstein und weitere Dürkheimer von König Maximilian II. die Konzession zum Abbau von Braunkohle im Dürkheimer Bruch. Diese diente zur Herstellung einer tief dunkelbraunen bis schwarzen Farbe ("Umbra") und von Filtrierkohle.

Es bestanden strenge Vorgaben, den Braunkohleabbau durch pflegerische Maßnahmen zu kompensieren und das Gelände nach dem Abbau zu renaturieren.

1860 wurden Trockenschuppen, Mahlwerk und ein Glühofen gebaut. 1872 erfolgte der Bau der "Schwarzfabrik" zu der die Braunkohle auf der eigens errichteten Bruch-Chaussee gefahren wurde.

In den besten Zeiten wurden 12000 Tonnen Braunkohle jährlich gefördert und 60 Arbeiter angestellt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Produktion stark reduziert, da die BASF mit Lampenruß einen überlegenen schwarzen Farbstoff herstellte. 1905 wurde die Produktion eingestellt.

Kopie eines Prospektes der Dürkheimer Schwarzfabrik

Material/Technik

Papier / geschöpft, maschinengeschrieben

Maße

Höhe: 29,6 cm, Breite: 21,0 cm, Seitenzahl: 5

Abschrift

Original: Deutsch

Die "Schwarzfabrik" 1860-1905 Anfang September 1857 hängt am Stadthaus in Dürkheim eine Bekannt­ machung. Sie besagt, daß Ludwig Fitz und Georg Zumstein, beide Gutsbesitzer zu Dürkheim, und Consorten nachgesucht haben um die landesherrliche Concession zum Abbau von Braunkohlenlagern auf den Gemarkungen Dürkheim, Erpolzheim und Weisenheim am Sand.Die in Anspruch genommene Fläche unfaßt 468 Hektar und 27 Aar. Die Bittsteller machen sich verbindlich für jeden Schaden oder Nichtgenuß, der durch den Abbau der Braunkohlenlager der Oberfläche zugehen könnte, Ver­ gütung zu leisten und an die Eigentümer eine jählriche Rente von zwei Kreuzern per Hektare zu entrichten. Jeder, der gegen das Vor­ haben Einwendungen erheben zu können glaubt, wird aufgefordert solche innerhalb von 4 Monaten bei der k. Regierung der Pfalz, Kammer der Finanzen, vorzulegen. Durch das ganze Dürkheimer Bruch zeiht sich ein Braunkohlenflöz aus bituminösem Holz, das im Tertiär entstanden ist. Es ist durch­ weg von einer etwa ein Meter dicken Ton- und Sandschicht überlagert. Die Ausbeute des 50 Zentimeter bis höchstens ein Meter fünfzig dicken Flözes eigenet sich zwar nicht als Brennmaterial, kann aber verglüht und zur Herstellung von Umbra-Farbe verwendet werden. Die Farbe hat einen tiefdunkelbraunen bis schwarzen Ton. Am 28.Juli 1859 verlieh der bayerische König Maximilian I. fünf Bergrechte an die Gutsbesitzer Ludwig Fitz und Georg Zumstein in Dürkheim, an Gutsbesitzer Theobald Werntz in Erpolzheim, an Kaufmann Ferdinand Maueher in Neustadt, an Kaufmann Jakob Webel in Weisenheim am Sand und an Gutsbesitzer Wilhelm Reudelhuber in Lambsheim mit der Konzession zum Abbau von Braunkohle im Dürkheimer Bruch. Das königliche Bergamt machte schon damals die Auflage, daß weder das Gelände noch der Lauf der Isenach in irgend einer Weise verändert werden darf. Die Konzessionäre hatten auch eine Reihe anderer Auflagen zu erfüllen, u.a. mußten die nach dem Abbau der Braunkohle verbliebenen Gruben mit Muttererde aufgefüllt und als Feld bestellt werden. Vielleicht waren die aus diesen Auflagen zu erwartenden Mehrkosten einer der Gründe, daß schließlich nur Zumstein seine Konzession nutzte. Er gewann den hessischen Bergmann Adam Kenner als techni­ schen Betriebsleiter und begann 1860 in der 13.Bruchgewann mit dem Abbau. Hier wurden Trockenschuppen und zwei Magazine errichtet und ein Mahlwerk und ein Glühofen gebaut. Um Transportkosten zu sparen und wohl auch wegen des Gestanks der verglühenden Braunkohle sollte die Produktion am Ort der Förderung weiterverabeitet werden. 1862 kauft Zumstein im Bruch noch weitere Grundstücke. Fünf Jahre später erwirbt er dann von der Salinenverwaltung an der Ecke Gutleutstraße und Wormserstraße (heute Stinnes-Reifendienst) ein Wasserrad mit Gebäude und IViese. Hier läßt er die "Schwarfabrik" zur Herstellung von Umbra einrichten. 1872 wird ihr die Betriebsgenehmigung erteilt. Um die verglühte Braunkohle zur Fabrik zu fahren, mußte Zumstein ausserdem den Feldweg im Bruch ausbauen zu einem naßgebundenen Fuhr- weg, der heutigen Bruch-Chaussee. 2 Die Umbra-Produktion entwickelte sich zunächst recht gut. Hergestellt wurde "Dürkheimer Schwarz" (Mineralschwarz) in "tiefblauschwarzem Ton", mit "Weichheit" und "großer Deckkraft", in Stücken und als Pulver in zwei Qualitäten, ausserdem Filtrierkohle in jeder belie- bigewn Feinheit. Der gedruckte Prospekt der Schwarzfabrik war mit drei werkelnden Bergmännern geziert, in deutscher, englischer, fran- zösicher und holländischer Sprache abgefasst und bei der Lith.Anst.& Buchdruckerei v.J.Rheinberger, Dürkheims.H. & Kaiserslautern gedruckt. In den Niederlanden fand sich guter Absatz und zur Einfärbung von Uniformstoffen wurde auch nach Frankreich geliefert. 1882 wurde der Schwärzefabrik von J.G.Zumstein die silberne Medaille der Bayerischen Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung in Nürnberg verlie­ hen. Der Großherzog von Baden hatte schon 1880 die Qualitätsprodukti­ on mit einer Medaille gewürdigt. An der Braunkohlengrube im Bruch wurden 1874 vier Arbeiter, in der Fabrik am Stadtrand 1879 neun Arbeiter beschäftigt. Zur Zeit der besten Auslastung sollen jährlich bis zu 12.ooo Tonnen Braunkohle ge­ fördert und in Grube und Fabrik bis zu 60 Arbeiter tätig gewesen sein. Das wären je Arbeitstag zwanzig Fuhren Rohware. Bei den Arbei­ tern waren wohl auch die mit dem Bau der Bruch-Chaussee beschäftig­ ten mitgezählt. Am 23.8.1887 starb Johann Georg Zumstein. In der standesamtlichen Sterbeurkunde wird er als "Weingustbesitzer, Farben- und Ölfabrikant" bezeichnet. Aber damals waren die guten Zeiten der Schwarzfabrik längst vorbei. Die BASF im benachbarten Ludwigshafen hatte inzwischen ein Verfahren entwickelt, nach dem schwarze Farbe aus dem Ruß von Leuchtgas-Lampen hergestellt werden konnte und diese Farbe war besser als das "Dürkheimer Schwarz". Gegen diese Konkurrenz konnte die Dürkheimer Schwarzfabrik nicht bestehen. Schon seit Jahren arbeitete sie mit Verlusten. Die Zumstein-Erben schränkten zunächst die Produktion ein, schließlich verkauften sie das Unternehmen 1894 an die Vereinigten Farbenfabri­ ken, Weinheim und Nieder-Walluf bei Wiesbaden. Noch 1902 baute der neue Eigentümer das zweistöckige Arbeiter-Wohnhaus im Bruch, aber schon im folgenden Jahr verkaufte er den Betrieb an Max Josef Roiderer. Der entschloß sich 1905, als die Ausbeute auf 400 Tonnen und die Be­ legschaft auf drei Mann geschrumpft war, den Betrieb einzustellen. 1913 erwarb die Stadt Bad Dürkheim die Schwarzfabrik-Gebäude an der Gutleutstraße. Heute erinnertan diesen alten Dürkheimer Industriebetrieb nur noch die OrtsbeZeichnung^" Schwarz viertel" entlang der Weinstraße Nord und "Kohlenhäuser" oder "Braunkohle" im Bruch, wo das Arbeiterwohn­ haus noch steht. Heinz Reichardt 29.3.1993 Quellen: Text der Bekanntmachung vom 10.9,1857, in Dürkheimer Woche, September 1982, Aus unserer Stadtgeschichte Zwei Firmen-Prospekte der Dürkheimer Schwarz-Fabrik Urkunde der Bayerischen Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung in Nürnberg 1882 Spuhler: Einführung in die Geologie der Pfalz, 1957, S.340 Feldmann (?): BASF-Lampenruß verdrängte "Umbra", in Die Rheinpfalz vom 11.7.1973 Dautermann, Feldmann, Klein, Zinck: Bad Dürkheim, Chronik einer Salierstadt, 1978, S.476 f. Merckel, Edith: Die Braunkohle und die Schwarzfabrik, in Die Rheinpfalz vom 23.9.1991 3
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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